Atemwegserkrankungen wie Equines Asthma gehören zu den häufigsten internistischen Problemen beim Pferd – und sie verlaufen oft schleichend. Husten beim Pferd ist zwar ein wichtiges Warnsignal, tritt jedoch nicht immer auf: Rund 40 % der Pferde mit chronischen Atemwegserkrankungen haben keinen Husten, sondern lediglich unspezifische Symptome wie Leistungsabfall oder auffällige Atembewegungen. Das macht die Früherkennung schwierig – und umso wichtiger. Denn unbehandelte Atemwegserkrankungen können sich verschlimmern und zu dauerhaften Lungenschäden führen. Die milde Form von Equinem Asthma (IAD beim Pferd) kann unbehandelt in die schwere Form übergehen (RAO beim Pferd).
ausgelöst durch Viren oder Bakterien, oft mit akuten Symptomen wie Fieber, Nasenausfluss und Husten.
durch kurzfristige Belastung der Atemwege, etwa durch trockene Luft, Ammoniak oder Staubpartikel im Stall.
eine chronisch-entzündliche, nicht infektiöse Erkrankung der unteren Atemwege. Meist ausgelöst durch dauerhafte Schädigung durch Umweltreize (z.B. Staub, Schimmel, Ammoniak) oder unzureichend behandelte bzw. nicht akute Lungenerkrankungen. Auch eine genetische Veranlagung ist denkbar. Equines Asthma wird teilweise auch „Stauballergie“ genannt, da der Husten beim Pferd oder Atemnot durch Einatmen von Staub ausgelöst wird.
Wichtig: Auch leichte oder einmalige Symptome von Atemwegserkrankungen sollten ernst genommen und tierärztlich abgeklärt werden – insbesondere, wenn sie wiederkehren oder sich verschlechtern.
60 bis 80 % der Pferde in Reitstallen sind von leicht- bis mittelgradigem Equinem Asthma betroffen– häufig ohne erkennbare Symptome. Diese chronisch-entzündliche Lungenerkrankungen hieß früher COB (Chronisch Obstruktive Bronchitis) und COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease), wird aber mittlerweile Equines Asthma genannt, da sie dem Asthma des Menschen sehr ähnlich ist.
Equines Asthma lässt sich unterteilen in eine milde bis moderate Form, die IAD (Inflammatory Airway Disease) genannt wird. Schweres Equines Asthma heißt auch RAO (Recurrent Airway Obstruction).
IAD (Inflammatory Airway Disease) betrifft hauptsächlich jüngere Pferde, kann jedoch auch bei Pferden aller Altersgruppen auftreten. Die Ursachen von IAD ähneln denen der RAO, wobei immer noch wissenschaftlich diskutiert wird, ob auch bakterielle oder virale Erreger eine Rolle spielen können.
Im Gegensatz zur RAO zeigen Pferde mit IAD in der Regel keine forcierte Atmung in Ruhe und entwickeln keine akute Atemnot, da der Bronchospasmus weniger ausgeprägt ist. Diese Erkrankung tritt oft in milderer Form auf, was auch der Grund ist, warum die Symptome weniger intensiv sind. IAD kommt häufiger vor als RAO, kann jedoch bei unzureichendem Management in eine RAO übergehen.
RAO (wiederkehrende Obstruktion der Luftwege) betrifft meist Pferde über 10 Jahre und führt dazu, dass sich die Atemwege durch Schleim, Entzündungszellen und Bronchospasmen wiederholt verengen. Die Lunge reagiert wie bei einer Allergie mit einer Entzündung beim Kontakt mit Pilzsporen, bakteriellen Toxine, Feinstaub oder Pollen. Die Ausatmung wird stark erschwert, weshalb das Pferd versucht, die Atmung mit der Bauchpresse zu kompensieren. Es entsteht die charakteristische „Dampfrinne“. Bei wiederholtem Auftreten von RAO kommt es zu Remodelling des Lungengewebes, was die Atemwege dauerhaft verengt und die Atemfunktion beeinträchtigt. Diese Veränderungen sind irreversibel und können durch medikamentöse Therapie nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Ein plötzliches „Aufflammen“ der RAO, auch als „respiratorische Krise“ bezeichnet, ist an einer doppelschlägigen Atmung erkennbar, bei der sowohl der Brustkorb als auch die Bauchmuskulatur stark arbeiten. Die Nüstern des Pferdes sind dabei deutlich aufgebläht und das Pferd zeigt selbst in Ruhe Atemnot. Diese respiratorischen Krisen treten häufig ganz plötzlich auf und sind oft mit äußeren Veränderungen verbunden. So kann eine Weidesaison-Veränderung oder eine besonders schlechte Heuqualität das Auftreten einer solchen Krise begünstigen.
Das Erkennen von Atemwegserkrankungen beim Pferd ist nicht immer einfach, denn nicht jedes Pferd zeigt sofort deutliche Symptome. Dennoch gibt es typische Warnsignale, die ernst genommen werden sollten:
Typische Symptome bei Atemwegserkrankungen beim Pferd:
Wichtig: Rund 40 % der betroffenen Pferde husten nicht – erste Anzeichen sind dann oft Leistungseinbrüche, schnelle Ermüdung oder auffällige Atembewegungen.
Pferdebesitzer sollten wissen: Ein einzelner Huster beim Antraben ist nicht automatisch unbedenklich! Insbesondere in der Umstellungszeit auf Stallhaltung ist erhöhte Wachsamkeit gefragt.
Die häufigsten Ursachen für Husten beim Pferd und Equines Asthma sind in der Haltung zu finden. Dabei wirkt meist nicht ein einzelner Faktor, sondern eine Kombination aus Reizstoffen. Die häufigsten Ursachen für Equines Asthma sind.
Staub in der Stallluft
Schimmelpilzsporen und Bakterientoxine
Ammoniak und schlechte Luftzirkulation
Plötzliche Fütterungsumstellung oder Haltungswechsel
Individuelle Veranlagung
Die Diagnose von Atemwegsproblemen erfordert mehr als das Abhören mit dem Stethoskop. Eine sichere Abklärung basiert auf einer Kombination verschiedener Verfahren:
Zunächst erfolgt eine gründliche klinische Untersuchung mit besonderem Augenmerk auf Atemfrequenz, Lungen- und Bronchialgeräusche sowie Begleitsymptome wie Nasenausfluss oder Nüsternblähen. Auch die Belastbarkeit des Pferdes und die Atmung unter Bewegung geben wichtige Hinweise. Anschließend folgt die endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege. Dabei werden Kehlkopf, Trachea und Bronchien visuell beurteilt und Schleimproben entnommen.
Ein zentrales diagnostisches Verfahren bei Verdacht auf Equines Asthma ist die broncho-alveoläre Lavage (BAL). Dabei wird eine Spülprobe aus den tiefen Atemwegen gewonnen und zytologisch ausgewertet. Diese Untersuchung erlaubt die eindeutige Differenzierung zwischen einer chronischen Entzündung und einer Infektion – ein entscheidender Schritt für die weitere Therapie. Ergänzend kann eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden, insbesondere um Veränderungen im Lungengewebe zu beurteilen. Bei ausgeprägteren Fällen empfiehlt sich außerdem eine Blutgasanalyse, um die Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe im Organismus präzise zu bewerten. Die Kombination dieser Verfahren bildet eine verlässliche Grundlage, um die Erkrankung sicher einzuordnen und gezielt behandeln zu können.
Die Behandlung von Husten beim Pferd und Equinem Asthma basiert auf zwei Säulen: Haltungsoptimierung und gezielte medikamentöse Unterstützung.
Die Haltungsbedingungen umzustellen, ist bei Atemwegserkrankungen beim Pferd kein ergänzender Aspekt – sie ist der zentrale Bestandteil der Therapie. Reduziert man reizende Umweltfaktoren nicht konsequent – insbesondere Staub, Schimmel und Ammoniak – lässt sich kein nachhaltiger Therapieerfolg erzielen. Medikamentöse Maßnahmen wirken nur begrenzt bei Husten beim Pferd, wenn die Belastung im Stall bestehen bleibt.
Je konsequenter diese Maßnahmen umgesetzt werden, desto besser sind die Chancen, dass sich die Atemwege regenerieren. Eine spürbare Besserung tritt häufig erst nach mehreren Wochen auf. Geduld und Beständigkeit sind bei Husten beim Pferd entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Die medikamentöse Behandlung dient vor allem dazu, die Entzündung in den Atemwegen zu kontrollieren und die Atemfunktion zu stabilisieren. Sie ergänzt die Haltungsoptimierung, ersetzt sie aber nicht – denn ohne Reduktion der Umweltreize bleibt der Therapieerfolg von Husten beim Pferd meist aus.
Diese Fehler in der Therapie gefährden oder verzögern den Behandlungserfolg:
Ob Leistungsabfall, Husten oder auffällige Atmung – jede Veränderung sollte Anlass für eine tierärztliche Abklärung sein. Unbehandelt kann Husten beim Pferd zu einem dauerhaften Problem werden! Equines Asthma ist nicht heilbar, aber gut therapierbar – mit einer passenden Kombination aus konsequentem Haltungsmanagement und medikamentöser Therapie. Sprechen Sie uns an, wenn Sie unsicher sind! Wir helfen Ihnen gerne weiter!
Bildnachweis:
© AZ Woodring – stock.adobe.com
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